Die Lehre des Buddha, wiewohl in ihrem Geburtsland Indien kaum noch verbreitet, ist dennoch längst von Asien aus auf dem Vormarsch nach Westen. Anhänger des Dharma finden wir in den USA ebenso wie in Australien oder Europa. Sicher ist der Buddhismus in diesen Kontinenten noch keine religiöse Massenbewegung. Aber schon die Tatsache seines Vorhandenseins ist bemerkenswert. Sie ist ein Indiz dafür, dass das von altersher überkommene Christentum Ermüdungserscheinungen aufweist. Zugleich wird es mehrseitig bedroht: von der Areligiosität, welche jahrzehntelange kommunistische Herrschaft in Osteuropa hinterlassen hat, und dem ursächlichen philosophischen Materialismus östlicher Prägung sowie dem rigorosen kapitalistischen Materialismus a la "Hast du was, so bist du was" im Westen.

Hier im Westen könnten aus der Begegnung des Buddhismus mit dem Christentum für diese beiden Weltreligionen wertvolle Impulse kommen, eine Rückbesinnung auf die innere Essenz der eigenen Lehre - jenseits aller äußeren Formen - Toleranz und Verständnis für die Anschauung des Anderen. Besteht doch schon seit den frühesten Zeiten grosse Übereinstimmung der Kernlehren von Christentum und Buddhismus. Bei diesem Brückenschlag zwischen West und Ost vermag auch der BOA einen sinnvollen Beitrag zu leisten - im Geiste der Toleranz und des Respektes vor dem Glauben seiner Mitmenschen - so,wie es der grosse buddhistische Friedenskaiser Ashoka schon 250 v. CHR. forderte und förderte.

Konrad Lorenz ("Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit") formulierte wenig hoffnungsvoll: "Selbst wenn man die unberechtigt optimistische Annahme macht, dass die Übervölkerung der Erde nicht in dem heute drohenden Masse weiter zunähme, muss man den wirtschaftlichen Wettlauf der Menschheit mit sich selbst für allein hinreichend betrachten, um sie völlig zugrunde zu richten [...] Ausser der kommerziellen intraspezifischen Selektion auf ein ständig sich verschnellerndes Arbeitstempo ist noch ein zweiter gefährlicher Kreisprozess am Werke, [...] der eine progressive Steigerung der Bedürfnisse der Menschen im Gefolge hat." Gerhard Szczesny ("Ein Buddha für das Abendland") gab einen klaren Hinweis in Beantwortung vorn aufgezählter Negativfaktoren. "Europa und der Westen bedürfen einer Botschaft, die ihr ausserchristliches Erbe religiös artikuliert und legitimiert: der Botschaft des Buddhismus. Dies wird um so leichter und um so umfassender gelingen, je mehr wir bereit und fähig sind, das zeitlose Bild des Buddha - vielleicht sollte man sagen: das Prinzip Buddha - aus seinen für den Westen fremden asiatischen Verkörperungen herauszulösen." Nichtbuddhisten, besonders Europäer, fragen sich nun spätestens hier, ob der Buddhismus Religion, Philosophie, Weltanschauung oder ein Kompendium von Ratschlägen zur Lebenshilfe sei. Die Antwort, selbst wenn man die Frage im Grunde für nebensächlich hält: "In ganzen gesehen, bilden die Lehren des Buddha eine umfassende Philosophie, ein umfassendes ethisches System, eine umfassende Religion, eine umfassende Soziallehre, eine umfassende Erziehungswissenschaft - und all dies miteinander im Zusammenhang und verwoben zu einem einheitlichen System der persönlichen Schulung und Lebensführung." (L.G. Hewage, Sri Lanka)

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